Institute for Theoretical Physics

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Das Institut für Theoretische Physik der Technischen Universität Wien trauert um
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em.o.Univ.Prof. Dipl.-Ing. Dr. techn. Dr. h.c. Wolfgang Kummer
(*15.10.1935 – †15.07.2007)
Wirkliches Mitglied der österreichischen Akademie der Wissenschaften

Wir trauern um einen hoch angesehenen akademischen Lehrer und Forscher, um einen engagierten und hilfsbereiten Kollegen und um einen guten Freund. Wolfgang Kummer war als Ordinarius für Theoretische Physik seit 1968 und damit fast 40 Jahre an unserem Institut tätig und hat maßgeblich zur erfolgreichen Entwicklung und der wachsenden internationalen Reputation des Instituts, insbesondere in den von ihm vertretenen Arbeitsbereichen, der Hochenergiephysik, Quantenfeldtheorie und Quantengravitation beigetragen. Sein wissenschaftliches Lebenswerk umfasst mehr als 170 Publikationen.

Wolfgang Kummer wurde 1935 in Krems geboren, wo er auch von 1945 bis 1953 das Bundesgymnasium besuchte. Er studierte von 1953 bis 1958 Technische Physik an der TU Wien und promovierte in Theoretischer Physik im Jahre 1960. Die Jahre 1961 bis 1965 verbrachte Kummer als Fellow des Europäischen Kern- und Teilchenforschungszentrums CERN in Genf. Dort arbeitete er auch als Post-Doctoral Fellow mit Viktor Weißkopf zusammen. 1966 wurde er zum Direktor des Instituts für Hochenergiephysik der Österreichischen Akademie der Wissenschaften bestellt. 1968 wurde er dann auf das Ordinariat II für Theoretische Physik an der TU Wien berufen. Während der nachfolgenden 35 Jahre im aktiven Dienststand übte Kummer zahlreiche akademische Funktionen aus, unter anderem leitete er mehr als ein Jahrzehnt, von 1979 bis 1991, das interuniversitäre Rechenzentrum und bekleidete das Amt des Fachgruppenvorsitzenden der Physik von 1981 bis 1987. Er übte diverse Funktionen in zahlreichen nationalen und internationalen Institutionen aus, insbesonders als österreichischer Vertreter beim CERN Council, dessen Vizepräsident er 1980-83 und dessen Präsident er 1985-87 war. Er war Vorstand unseres Instituts von 1995 bis zu seiner Emeritierung 2003.

Kummer hat als akademischer Lehrer und Forscher maßgeblich zur Entwicklung der Theoretischen Physik in Österreich, insbesondere auf dem Gebiet der Hochenergiephysik beigetragen. Er war der Mentor zahlreicher Forscher der jüngeren Generation, die heute im In- und Ausland tätig sind. Sein engagierter und selbstloser Einsatz für die Wissenschaft und die Lehre, selbst noch in der Emeritierung und trotz sich verschlechternden Gesundheitszustands, bleibt beispielhaft und verdient hohe Anerkennung. Das Institut verdankt Wolfgang Kummer sehr viel und wird ihm ein ehrendes Andenken bewahren.

Wien, 18.07.2007


Joachim Burgdörfer

Vorstand des Instituts für Theoretische Physik

im Namen aller Institutsmitglieder


Obituary to be published in the CERN Courier


Liebe Kolleginnen und Kollegen,

Aus gegebenem Anlass möchte ich meine Rede, die ich anlässlich der Emeritierung Wolfgang Kummers vor etwa 3 Jahren hielt, als Nachruf im Namen unserer Arbeitsgruppe "Fundamentale Wechselwirkungen" Ihnen zugänglich machen:

H.Balasin, M.Kreuzer, A.Rebhan und M.Schweda

"(M)ein Leben mit W. Kummer"

ist der Titel meiner Laudatio in diesem kleinen Kreis und ich begrüße natürlich recht herzlich alle Beteiligten. Eigentlich habe ich mir nach meiner letzten Lobrede und bedingt durch meine letzten 3 qualvollen Jahre (3 Operationen) vorgenommen, nie mehr als Laudator aufzutreten. Doch dabei habe ich vergessen, dass du, lieber Wolfgang, heuer aus dem Dienst unserer Universität entlassen wirst – ein trauriger und freudiger Anlass, der mich bewog, doch noch einmal hier zu sprechen. Denn ich, als Dein ältester Weggefährte - seit 1968 sind wir gemeinsam an unserer Universität tätig – kann natürlich doch einiges erzählen. Vor allem verdanke ich dir, dass ich wieder in der Theoretischen Physik gelandet bin. Daher lass mich vielleicht etwas zu persönlich, chronologisch berichten.

Als ich im WS 1960 mit dem Studium hier in diesem Haus begann, hattest Du schon den Doktorhut aufgesetzt bekommen und warst Assistent am Institut für Theoretische Physik. In dieser Zeit wurde zwar der Sputnik ins All geschossen und Österreich trat dem CERN bei – aber das Studium der Physik war eigentlich eine Katastrophe. Es gab nur vier Professoren – Hittmair, Lihl, Regler und Ortner mit entsprechend magerem Lehrangebot und Demotivation. Ich erinnere mich noch sehr deutlich an die erste Vorlesung in Experimentalphysik von Regler. Ich saß damals in der ersten Reihe – als er nach der offiziellen Begrüßung auf die erste Reihe zuging und die dort sitzenden, aufgeregten Studenten mit Nummern 1, 2, durchnummerierte – und als er bei der Nummer 10 ankam, sagte er, dass nur jeder zehnte Student gebraucht werde.

Auch der erste Kontakt mit der Theoretischen Physik war nicht sehr erbauend. Otto Hittmair hat die Kreide in die Höhe geworfen und wieder aufgefangen, wenn er in der Vorlesung ins Stocken kam. Die Mathematiker haben ihre Vorlesung ohne Bezug auf den Bedarf der Physik ausgerichtet. Und so kam es, dass ich bei meinem Seminarvortrag in der Theoretischen Physik über die Operatoren der Quantenmechanik sprechen durfte, ohne zu wissen, was ein Operator ist. So musste vieles durch Selbststudium erlernt werden. Sehr hilfreich waren die vier Skripten des Zyklus der Theoretischen Physik, aber trotzdem habe ich nach meinem Diplomabschluss in der Theorie nicht gewusst, dass es eine Dirac-Gleichung gibt. Trotz allem habe ich im Dezember 1965 mein Diplomstudium abgeschlossen. Schon Monate davor ist mir klar geworden, dass zu dieser Zeit für mich keine Stelle in der „Theorie“ vorhanden war und so suchte ich nach Alternativen, denn ich wollte um jeden Preis an der TH weiterarbeiten, um ein Doktoratsstudium zu absolvieren. So wurde ich numerischer Mathematiker mit Dienstantritt 1.12.1965. In diesem Glücksgefühl doch eine fixe Anstellung an der TH gefunden zu haben, kam der nächste Schock, indem mir Kollege Stetter, der Vorstand des neu gegründeten Instituts für Numerische Mathematik mitteilte, dass eine Dissertation unter seiner Betreuung etwa fünf bis sechs Jahre dauern würde. Dieser Zeitraum war für mich völlig untragbar und so suchte ich nach neuen Möglichkeiten.

Zu dieser Zeit war im Hause bekannt, dass in der Theorie ein neuer strahlender Stern aufgegangen war. Es war Wolfgang Kummer, der immer mit einem weißen Arbeitsmantel gekleidet, bereits habilitiert und durch seine CERN-Aufenthalte als Ford-Stipendiat und CERN-Fellow bereits in dieser frühen Phase seiner Karriere zu einer Kultfigur, mit unglaublichen Talenten ausgestattet, geworden war. Deine Einführungsvorlesung über die Theorie der Elementarteilchen hatte mich so fasziniert, dass ich eines Tages spontan dein Büro im Atominstitut aufsuchte und dich bat, mir ein Dissertationsthema zu geben. Ohne zu zögern, hast du mir ein genau definiertes Problem über semileptonische Zerfälle im Gewand der SU(6)-Symmetriegruppe und ein entsprechendes Lehrbuch über schwache Wechselwirkung von Okun gegeben.

Nun lagen zwei harte Jahre vor mir. Tagsüber war ich in der Numerik tätig und abends, fast immer bis Mitternacht, arbeitete ich zunächst heimlich und dann offiziell, nach einer Aussprache mit Stetter, an meiner Dissertation, die dann nach zwei Jahren fertiggestellt war.

Inzwischen bist Du weiter im rasenden Tempo die Karriereleiter empor geklettert. Am 1.1.1966 wurdest Du Direktor des Instituts für Hochenergiephysik – kurz HEPHY genannt. Man nannte Dich dort den „Wolf“ – aus unerklärten Gründen! Viele Kollegen haben in diesem neu gegründeten Institut Physik betreiben können: Majerotto, Flamm, Otter, Regler, u.v.a. Dein hervorragendes Talent als Theoretiker und die damit verbundene extreme Publikationstätigkeit hat auch unsere alt ehrwürdige, verschlafene TH wach gerüttelt – man ernannte Dich am 1.10.1968 zum ordentlichen Hochschulprofessor für Theoretische Physik und gründete gleichzeitig ein entsprechendes 2. Ordinariat. Du warst damals neben Herbert Matis von der Hochschule für Welthandel (heute WU) der jüngste Professor im universitären Bereich von Österreich.

Da ich zum richtigen Zeitpunkt am richtigen Ort stand, hast Du mich als Deinen ersten Dissertanten, als Hochschulassistenten eingestellt. Nun war mein Glück perfekt, denn ich konnte nun in Deinem Umfeld ganztägig Physik und Lehre ausüben – eine unfassbare, neue Situation für mich. Hier muss ich eine kleine nette Anekdote erzählen: als ich mich von Kollegen Stetter an meinem letzten Arbeitstag am Institut für Numerische Mathematik verabschiedete, sagte er zu mir: „Jetzt können Sie sich wenigstens voll ihrer Doktorarbeit widmen. Meine Antwort: „Herr Professor Stetter, sie ist schon fertig!“

Aber zurück zu uns. Zunächst gab’s noch keine Institutsräume und so zogen wir, W. Konetschny und W. Kainz waren dazu gekommen, ins HEPHY in der Nikolsdorfergasse. Ich war plötzlich mit drei W. K.’s im gleichen Institut – eine wundersame WK-Vermehrung hatte stattgefunden. Wir haben gemeinsam publiziert, sind gemeinsam essen gegangen und haben Tennis gespielt. Apropos Tennis: Tennisnarren waren wir alle und so kam es, dass die Hochschülerschaft einmal scherzhaft berichtete, dass du eher wie ein Tennistrainer aussiehst, und somit nicht ganz dem Erscheinungsbild eines Ordinarius der Theoretischen Physik entsprichst. Auch auf den Schihängen um Schladming bist du mir immer davongefahren. Du hast in allen Bereichen, egal ob in der Physik, im Sport oder in kulturellen Domänen immer die Nase vorn gehabt – aber ehrlicherweise muss ich gestehen, dass ich deshalb nie traurig war – im Gegenteil – es war wunderbar immer einen Meter hinter dir gehen zu dürfen. Als Sportsmänner wissen wir, dass es in einem Rennen auch zweite geben muss und außerdem war dein Vorsprung unaufholbar.

Du hast meinen eigenen Werdegang in diesem Haus durch dein behutsames Führen entscheidend geprägt. Dafür danke ich dir heute von ganzem Herzen. Als Vater von drei Kindern war ich natürlich nicht so mobil wie du. Du warst inzwischen für ein Jahr als Gastprofessor nach Pennsylvania gegangen, aber trotzdem hast du bewirkt, dass ich endlich nach Marseille ging. Sechs Jahre hindurch verbrachte ich fast die gesamte Sommerferialzeit am CNRS in Marseille. Dort lernte ich Carlo Becchi, Alain Rouet, Raymond Stora und Olivier Piguet kennen. Somit hatte ich neben dir einen zweiten exzellenten Lehrer, nämlich Carlo, bekommen. Von dir und Carlo habe ich die Quantenfeldtheorie gelernt und auch verstanden. – Aber nun ist es Zeit meine eigenen Erinnerungen aus dem Spiel zu nehmen und nur mehr über dich zu sprechen.

Am Beginn der siebziger Jahre fanden wir in der Argentinier Straße eine neue Heimstatt, später kehrten wir ins Hauptgebäude zurück – und wieder war die Gunst von oben auf deiner Seite. Du bekommst das schönste und größte Dienstzimmer der gesamten Universität – das ehemalige Büro von Inzinger – ich schätze es waren über 100m2 – eine wahre Reitschule. Von diesem präsidialen Arbeitszimmer aus hast du ab nun entscheidend an der Gestaltung unserer Universität mitgewirkt. Als Multitalent warst du natürlich innerhalb und außerhalb unseres Hauses ein gefragter Mann. So wurdest du auch Leiter des interuniversitären Rechenzentrums. Die Zahl deiner Mitgliedschaften ist ernorm. Manche scherzten, indem sie sagten, du wärst der König der Präsidenten und Vize-Präsidenten.

Aber zwei Dinge müssen erwähnt werden. Du warst der österreichische Vertreter beim Council of CERN, Chairman der CERN-Finanz-Kommission, einmal Vizepräsident und einmal Präsident.

Mit einer Fülle von Preisen hat man Dich geehrt und Deine wissenschaftliche Kompetenz gewürdigt.

1971 erhieltest du den Kulturpreis des Landes Niederösterreichs,

1981 wurde dir der Kardinal-Innitzer-Preis zugesprochen,

1988 hast du den Schrödinger-Preis erhalten, und schließlich

2000 wurdest du mit dem Walter Thirring-Preis des Austro-Ukrainischen Institutes für Wissenschaft und Technologie ausgestattet.

Da wir deine hervorragenden wissenschaftlichen Leistungen auf dem Gebiet der Theoretischen Physik in einer gesonderten Feier entsprechend darstellen werden, bin ich eigentlich schon fast am Ende. Es bleiben nur noch zwei Sätze zu sagen:

Hinter jedem tüchtigen Mann, steht eine tüchtige Frau. Deine Lore hat dich 42 Jahre begleitet und dir Kraft für dein Lebenswerk, auf das du sehr stolz sein kannst, gegeben. Letzter Satz: Wir beide sind sehr gläubige Menschen. – In diesem Sinne alles Liebe und Gute und viel Gesundheit.

PS: Für unseren Beruf braucht man viel Fantasie – die wir beide im ausreichenden Maße besitzen.


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Research

The research program at our institute is characterized by a remarkable diversity covering a broad spectrum of topics ranging from high-energy physics and quantum field theory to atomic and condensed matter physics. As a focus area, non-linear dynamics of complex systems including aspects of quantum cryptography and quantum information plays an important role. Many of the research topics make use of and belong to the subdiscipline "computational physics".

The breadth of activities at our institute provides advanced students as well as young researchers with the opportunity to be exposed to a multitude of state-of the art research directions and to receive a broad-based academic training.

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Teaching

Teaching theoretical physics to young colleagues is an important part of our activities. Physics nowadays is a very wide field of knowledge, which progresses with ever increasing pace. We are aware that teaching must be directed towards students specializing in experimental as well as in theoretical physics, and we are committed to Humboldt’s program of teaching science through practicing science.

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Talks

Information on physics talks in Vienna can be found in the Calendar of Physics Talks.

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